Freitag 21.3.2025 … nach den Strapazen der letzten Tage, haben wir alle hervorragend geschlafen und freuen uns auf die vielen Früchte beim Frühstück.

Zunächst machen wir noch eine Runde durch das Ausbildungszentrum. In den verschiedenen Abteilungen herrscht reger Betrieb. Lediglich bei den Automechanikern konnte der vor einigen Monaten plötzlich verstorbene Meister noch nicht ersetzt werden. Auch ein Mitarbeiter vom CRETFP hat uns erzählt, dass sie Probleme haben einen guten KFZ Meister zu finden, weil gute Fachkräfte lieber nach Lome zu den großen Autowerkstätten gingen.

Zur Zeit sind im ABCN 76 Lehrlinge (Maurer, Schreiner, Schweißer, Elektriker, Solarelektriker, Dreher, KFZ-Mechaniker, Schneiderin) und im Macumba 35 Lehrlinge (Koch, Restaurantfachkraft) in der Ausbildung im dualen System, was es in Togo so eigentlich nicht gibt.

Hier im Zentrum wird die Ausbildung vom Verein Hilfe für Togo finanziert. In Togo ist es sonst üblich, das die Lehrlinge Lehrgeld bezahlen müssen. Für unsere Lehrlinge ist die Ausbildung kostenlos und zusätzlich bekommen sie täglich noch eine warme Mahlzeit und über einen Sozialfond werden Arztkosten und Medikamente für erkrankte Azubi’s abgedeckt. Außerdem sind sie sozial versichert, sodass sie auch mal Anspruch auf eine Rente haben. Das gibt es in Togo leider immer noch sehr selten. Allerdings führt es auch dazu, die Kosten für Handwerkerleistungen im ABCN teurer sind als bei Handwerkern, die ihre Angestellten sehr schlecht bezahlen und auch nicht versichern. Was uns ja die ehemaligen Azubis erzählen, die jetzt in Kara oder Lome als qualifizierte Kräfte von ihren Chefs mehr als ausgenutzt werden.

Neben der praktischen Ausbildung haben die Lehrlinge theoretischen Unterricht im ABCN und je Monat eine Woche im CRETFP – einer staatlichen Berufsschule. Der Berufsabschluß im ABCN ist in ganz Westafrika anerkannt und durch den Unterricht im CRETFP haben sie auch die Ausbildereignung.
Es geht dann gleich weiter zum nächsten Termin, in die katholischen Schule in Tsihinou, wo wir zunächst vom Kirchenchor musikalisch begrüßt werden.
Dort haben wir schon 2 Schulgebäude, zwei WC Anlagen und eine Wasserversorgung gebaut. An einem älteren Schulgebäude haben wir das Dach erneuert und für die Schule liefern wir mit dem Container regelmäßig Verbandsmaterial und mit einem Sozialfond finanzieren wir Medikamente für besonders bedürftige Kinder.

In dem Zentrum sind Kindergarten, Primärschule, CEG und Lycee untergebracht. Allerdings sind die Schülerzahlen zurück gegangen, was daran liegt, dass der Staat inzwischen keine Lehrergehälter mehr an kirchlichen Schulen mit finanziert und die Eltern jetzt mehr Schulgeld bezahlen müssen. Allerdings können wir uns bei unserem Besuch davon überzeugen, dass der Unterricht wegen der kleineren Schülerzahlen und auch wegen der besseren Ausstattung wesentlich besser ist als an den Schulen mit eine Klassenstärke von meistens mind. 50 Kinder bis zu über 100 Kinder in einer Klasse.

Die Kirchengemeinde Essingen hat gespendet um eine Bibliothek ein zu richten. Der Vertreter der Diözese erzählt uns, dass eine Bibliothek sehr wichtig ist, dass es aber auch an ganz normalen Schulbüchern sehr fehlt.

Jetzt sollen durch die Spende aus Essingen Schulbücher angeschafft werden und ein Grundstock für die Bibliothek angelegt werden, der dann erweitert werden kann.

Außerdem übergeben wir drei Laptops und französische Tastaturen, die dann als Grundstock für eine digitale Bibliothek gedacht sind und da ist die Freude bei den Lehrkräften groß und der Kirchenchor singt nochmal für uns. Die Schulverwaltung wünscht sich einen komplett ausgestatteten Computerraum, aber das übersteigt im Moment unsere finanziellen Möglichkeiten.
Mit dem Versprechen, dass wir im November wiederkommen und das Projekt der Bibliothek weiter unterstützen werden, verabschieden wir uns.

Nur wenige 100 Meter entfernt ist ein staatliches Schulzentrum, in dem wir schon vor 14 Jahren ein Schulgebäude gebaut haben. Jetzt kam wieder eine Anfrage, weil sie aus allen Nähten platzen. Wahrscheinlich kommen dort hin die Kinder, deren Eltern in Tsihinou das höhere Schulgeld nicht bezahlen können.
Das ein Gebäude gebraucht wird ist gut zu sehen, doch in der Anfrage stehen keine Details. Wir fordern genaue Informationen und werden dann zu Hause beraten.

Unser Tag ist heut voll bepackt. Vor einigen Jahren wurden durch Spenden 2 Saftpressen für Togo finanziert. Die erste ging zu einer Frauengruppe in der Nähe von Agbetiko. Die zweite ist in Kpalime. Die Herstellung von Saft klappt inzwischen hervorragend. Heute wird Ananassaft gemacht. Die Vermarktung muss noch besser ausgebaut werden. Das Thema wird am Nachmittag noch ausführlich besprochen.

Seit einigen Jahren unterstützen wir einen Verein, der sich um junge Mädchen kümmert und ihnen die Möglichkeit bietet die Freizeit sinnvoll zu gestalten und Fußball zu spielen. Aus dem Container bekommen sie regelmäßig Trikots, Bälle usw. Auch ein Freizeitwochenende in einer Art Jugendherberge wurde schon von Fußballmädels aus Ruppertshofen finanziert. Inzwischen hat die Gruppe ein Grundstück, auf dem sie mit den Mädchen Gemüse anbauen, das sie dann verkaufen. Erst kürzlich konnten sie vom Erlöß 5 Paar Kickschuhe kaufen. Der Trainer berichtet uns, dass die Mädchen und auch deren Eltern sehr froh sind, dass ihre Töchter die Möglichkeit haben, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten, denn dazu gibt es in Togo kaum Möglichkeiten. In der Gartengruppe sind über 80 Mädchen aktiv. Die Verantwortlichen wünschen sich eine Wasserpumpe, einen Wassertank und Gartenschläuche.

Wir haben Ihnen das zugesagt und übergeben heute noch einen Karton mit 30 neuen Bällen, die ein Ehepaar aus Ingolstadt gespendet hat.

Im November wurde eine Kantine eingeweiht, in der die Lehrlinge des ABCN und Schüler aus den umliegenden Schulen ein Mittagessen erhalten.

Das Gebäude wurde von den Lions International, Lions Sierning und Aalen sowie Hilfe für Togo finanziert. Die Ausstattung haben wir zum größten Teil im Container mit nach Togo geschickt. Einiges davon kam aus Österreich so z.B. auch ein Kühlschrank und eine Tiefkühltruhe. Die Edelstahlschränke hat uns die Dietib Gemeinde aus Heubach gespendet. Mit den Verantwortlichen vom ABCN diskutieren wir wie die gesamte Organisation und Essensabgabe optimiert werden kann. Vor allem werden wir uns etwas überlegen, wie wir die Finanzierung der Essen für Bedürftige Kinder sicherstellen können und evtl. eine Aktion starten, bei der in Deutschland Essensgutscheine für die Kinder in Togo finanziert werden. Ein Mittagessen kostet 350 Fcfa das sind knapp 60 E-Cent.
Seit mehreren Jahren unterstützen wir 27 Waisenkinder, die in verschiedenen Familien untergebracht sind. Einmal im Monat bekommen sie ein Lebensmittelpaket und bei Bedarf finanzieren wir ärztliche Behandlungen und Medikamente. Zu Weihnachten gibt es zusätzlich für alle Kinder und die Eltern ein Paket mit Kleidung und Bettwäsche. Heute besuchen wir 2 der Familien.

Die erste Familie hat zwei eigene Kinder und ein Adoptivkind mit einem Hydrozephalus. Die Eltern erzählen uns, das sie auf den Feldern arbeiten und das sie so arm wären, dass sie sich keine Wohnung leisten könnten. Sie wohnen (besser gesagt sie hausen)in einem Zimmer, dass in einem Anbau eines Hauses ist. Als Miete müssen sie dafür sorgen, dass der Innenhof immer sauber ist.

In der zweiten Familie ist die Frau alleinerziehend mit 4 eigenen Kindern und zwei Adoptivkindern. Ihr Mann hat sich einfach davon gemacht und die Frau leidet auf Grund der Situation wohl auch an einer Depression.

Zu einem kurzen Besuch kommt Pfarrer George noch bei uns vorbei. Er betreut 16 blinde Schüler, die gemeinsam in einem Haus wohnen. Sie besuchen z.T. das College Protestant und ein Teil der Schüler besucht eine katholische Schule. Beides sind normale Schulen, die auch blinde Schüler aufnehmen und zusätzlich unterrichten. Für die Eltern der Schüler ist es oft nicht möglich, das Schulgeld auf zu bringen. Seit einigen Jahren können wir durch Spendengelder das Schulgeld finanzieren. Pfarrer George bringt uns die Belege, von den Schulen, wo er das Schulgeld einbezahlt hat. Wir haben für Ihn heute auch ein besonderes Geschenk. Von einem Silberschmid aus Bargau haben wir sakrale Gegenstände bekommen, die wir ihm heute übergeben können. Er freut sich sehr darüber und wird die Sachen mit in seine Kirchengemeinde nehmen.

Inzwischen ist es schon Abend und ein besonderer Höhepunkt rundet den Tag und auch unsere Reise ab. Die Lehrlinge machen für uns ein Fest und präsentieren ihre Ausbildungsergebnisse. Als erstes treten die Schneiderinnen auf. Im letzten Container haben wir an die 500 Bettwäschgarnituren von der Finanzschule in Schw. Gmünd mit nach Togo geschickt. Die Lehrlinge haben sich daraus wunderschöne Kleider genäht und uns unter viel Beifall in einer Modenschau präsentiert…. so nach dem Motto „Togo’s next Toppmodel“.
Die Mädchen in den blauen Kleidern sind im 1. Lehrjahr, die in den gelben im 2. und die in den weißen Kleidern sind im 3. Lehrjahr und werden im Sommer ihre Abschlußprüfung machen.
Die Lehrlinge aus der Küche präsentieren sich in traditionellen Gewändern mit einem Tanz und servieren uns auch ein leckeres Abendessen. Die Schreiner haben eine tollen Schrank gefertigt, bei dem man die Tür aufmacht und einen Schreibtisch herraus klappt und gemeinsam mit den Schweißern haben sie einen Tisch hergestellt, bei dem man die Tischplatte umklappen kann und man hat dann eine runde oder eine eckige Tischplatte. Wir sind begeistert von den tollen Werken der Lehrlinge.

Es ist ein super schöner Abend, den die Lehrlinge extra für uns gestalten und man merkt wieviel Spaß auch sie an dem Abend haben. Bis spät in die Nacht wird gesungen, getanzt und gelacht.
Wir verabschieden uns aber etwas früher, denn morgen wartet nochmals ein langer Tag auf uns und abends geht unser Flug nach Hause und die Koffer müssen ja auch noch gepackt werden. Auf der Hotel Terrasse genießen wir noch einmal eine sehr warme afrikanische Nacht und lassen die Reise nochmal Revue passieren.
1 Kommentar
Franziska · 24. März 2025 um 17:58
Liebe Barbara, vielen Dank für deinen tollen Reisebericht und die Einblicke in die guten Projekte! Da macht das Container-Packen doch gleich doppelten Spaß, wenn man sieht welche kreativen Leistungen in Togo daraus erbracht werden.