Agbetiko und die anderen Dörfer, die wir in den nächsten zwei Tagen besuchen, liegen am Mono, ganz im Südosten Togos, an der Grenze zu Benin. Hier ist es nicht nur sehr heiß sondern auch noch fürchterlich schwül.
Auf dem Weg vom Hotel nach Agbetiko machen wir nochmal Halt in Batonou.
Zur Zeit findet der Unterricht im Freien unter den Bäumen statt, weil es zu gefährlich ist in den einsturzgefährdeten Gebäuden Unterricht zu halten.
In zwei Klassenzimmern findet noch Unterricht statt – unvorstellbar wenn man die Klassenzimmer sieht.
An Schüler und bedürftige Familien werden Schulranzen und Säcke mit Kleidung übergeben.
Nach dem Frühstück nochmals die gleiche Prozedur an der Primärschule in Agbetiko. Victorine hat auch dort für die Kinder Geschenke aus dem letzten Container vorbereitet.
In Agbetiko haben wir unsere allererste Schule gebaut. Sie wurde im November 2002 eingeweiht.
Bei einer kurzen Verschnaufpause in Leons Garten sorgt eine Frau, die vom Moped gestürzt ist, für Aufregung. Zum Glück habe ich Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial dabei und kann die Wunden versorgen.
Auf den Schreck hin spendet Leon ihr einen Sodabie und wir legen ihr ans Herz im Dispensaire vorbei zu gehen.
Am Nachmittag fahren wir nach Gabadjin Kpindi – 55 km holper di polter über die Piste und die Sonne sticht gnadenlos vom Himmel.
Dort wurde von den Lions Aalen und Sierinig (Österreich) 2014 eine Primärschule und ein Dispensaire (Krankenstation) finanziert. Im Jahr 2016 wurde durch einen privaten Sponsor ein Brunnen gebohrt und 2017 durch eine Solarpumpe und einen Wassertank mit 4m³ optimiert. Das Wasser wird mit Wasserleitungen in 3 kleine Dörfer transportiert.
Das Schulgebäude ist inzwischen mehr als ausgelastet und so wurden von den Eltern inzwischen 2 Apatams (traditionelle Schulhütten) zusätzlich errichtet um alle Kinder unterzubringen.
Ein weiteres Apatam dient als Kindergarten. Hierzu liegt uns eine Anfrage vor. Die Lehrer und der Elternbeirat bitten uns um den Bau eines Kindergartens.
Es geht wieder 55 km zurück und wir statten Benjamin einen Besuch ab. Er ist Ortophädiemechaniker und bekam aus dem letzten Container eine Schuhmacherwerkstatt. Das Gebäude hat er selbst finanziert. Das Dach spendete ein privater Sponsor. Im Moment werden die elektrischen Leitungen installiert sowie die Fenster und Türen eingebaut. Wahrscheinlich wird seine Werkstatt bei unserem nächsten Besuch im November eingerichtet sein.
Inzwischen ist es nicht mehr ganz so heiß – nur noch 34° C und der Himmel ist etwas bedeckt. Das ist auch gut so, denn unseren nächsten Programmpunkt kann man nur zu Fuß erreichen.
Zunächst geht es ein ganzes Stück auf einem Trampelpfad durch den Busch. Dort wird gerade der Palmwein geerntet. Dazu werden die Palmen im Alter von 5 – 7 Jahren gefällt (Durchforstung). In den oberen, noch grünen Teil des Stammes wird ein Loch gebohrt und eine Kalabasse darunter befestigt, in die dann der Palmwein tropft.
Von einer Pflanze werden bis zu 20 Liter gewonnen. Der Wein wird entweder frisch oder vergoren getrunken – ähnlich wie bei uns Federweiser. Der vergorene Wein wird zu Sodabie, dem traditionellen Schnaps verarbeitet.
Weiter geht’s durch den Busch und ein Stück am Mono abwärts. Unterwegs begegnen uns Frauen und Kinder die Palmkerne ernten und zum großen Sammelplatz tragen.
Dort werden die roten Palmkerne in großen Kesseln ausgekocht – siedendes Öl blubbert in den Kesseln auf großen Feuern.
Danach werden die Kerne herausgefischt und das Öl abgesiebt.
In riesigen Körben kühlen die Nüsse ab und werden dann in Schüsseln von den Frauen an’s Monoufer getragen.
Dort steht im Wasser eine dieselbetriebene Maschine. Zwei Männer stehen neben der Maschine im Wasser und kippen schüsselweise die Kerne in eine Öffnung.
In der Maschine werden die Kerne geschält und fallen zusammen mit den Schalen, die jetzt ganz fasrig sind, in ein Holzboot. In dem Boot ist auch Wasser und die Fasern werden ausgewaschen. Die Kerne und die Fasern werden getrennt.
Die Fasern werden am Flußufer getrocknet und zu tellergroßen Kuchen geformt, die man als Feueranzünder verwendet.
Die Nüsse werden auf großen Haufen getrocknet und von einem Laster nach Lome gefahren. Dort entsteht dann kaltgepresstes Palmöl. Auf dem Wasser in den Booten schwimmt Restöl, das abgeschöpft wird und als Öl zweiter Klasse verkauft wird. Das rote Palmöl aus den großen Kochtöpfen wird nach dem Erkalten in großen Kanistern abgefüllt und dann verkauft. Jetzt ist gerade Saison für die Palmölernte. Die ganze Familie von den Kindern bis zu den Großeltern ist mit eingebunden. Es ist eine schwere und anstrengende Arbeit. Vor allem die Frauen, die bei einer Außentemperatur von zum Teil über 40 °C vor den Kesseln mit dem offenen Feuer und den heißem Öl stehen, leisten immenses. Im Monoüberflutungsgebiet wird seit Generationen Palmöl produziert.
Das war ein anstrengender aber auch sehr spannender Tag, den wir bei einem leckeren Abendessen bei Victorine und Leon ausklingen lassen.
2 Kommentare
Dany Hegele · 22. März 2019 um 22:08
Danke für die interessanten Reiseberichte, die vielen Eindrücke und Bilder. 😊 Eure Reise geht ja nun dem Ende entgegen, zwei heiße Wochen in Togo….. !!!
Schönen Abend und guten Heimflug morgen!
Liebe Grüße aus der Heimat
walter w. · 23. März 2019 um 17:19
ihr könnt gerne noch ein weilchen in togo bleiben und weiterhin
so interessant berichten….