Mittwoch, 16.3.22 … heute heißt es früh aufstehen, denn für diese Reise brechen wir unsere Zelte in Kpalime ab und wir reisen in den Süden Togos. Nachdem es gestern abend das erste Mal richtig geregnet hat ist es etwas kühler und über dem Agou hängen noch Wolken.
In Agou Nyougbo ist heute schon am frühen Morgen der Laster mit der Bohrmaschine für die Wasserbohrung angekommen. Sie beginnen sofort mit der Bohrung, die bereits am Abend abgeschlossen werden kann. 75 Meter tief wurde für die optimale Wasserschüttung gebohrt.
Glücklicherweise ist gestern Abend endlich unsere Praktikantin Anna in Lome angekommen. Victorin hat sie am Flughafen abgeholt und gemeinsam haben sie in Lome übernachtet.
Nach dem Frühstück wird das Auto beladen und es geht los in Richtung Süden.
Der Abschied von unseren Lehrlingen und den Mitarbeitern im Macumba und im ABCN ist sehr herzlich. Die Mädchen von der Schneiderei kommen extra um sich für alles was wir für sie tun zu bedanken.
Zunächst fahren wir von Kpalime ein Stück in Richtung Lome. Kurz vor Avetenou biegen wir links ab auf die Piste in Richtung Notse, eine ganz schön holprige Piste und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Zum Glück hat es hier noch nicht so viel geregnet und so ist es wenigstens keine Schlitterpartie.
Unterwegs gibt es viel zu sehen. Irgendwo auf der Strecke, werden wie oft in Togo die Mopeds und Autos am Bach oder Fluß gewaschen. Wohlgemerkt an einem Fluß, aus dem auch Trinkwasser geholt wird.
Auf weiten Flächen sind vor einigen Jahren ca.4000 Hektar Ölpalmen gepflanzt worden. Früher wurde auf diesen Flächen Futter für viele Rinder und Kühe, der Farm von Avetenou angebaut. Nachdem die gtz das Projekt verlassen hat, haben es irgendwann die Inder übernommen, die Viehaltung aufgegeben und Ölpalmen gepflanzt.
Unser erster Stopp ist an der Schule in Notse. Die Schule wurde von Mitarbeitern des Landratsamt Ostalb finanziert, indem sie auf die Auszahlung von Überstunden verzichtet haben. Im November gab es beeindruckendes Fest zur Übergabe der Schule.
Jetzt wollen wir einfach schauen wie der Schulbetrieb in dem neuen Gebäude angelaufen ist. Vom Rektor werden wir durch die Klassen des neuen und der alten Gebäude und über das Schulgelände geführt.
In allen Klassen werden wir sehr freundlich empfangen. Trotz der extremen Hitze und Schwüle tragen alle Mundschutzmasken.
In einer Klasse findet gerade Deutschunterricht statt. Die Schüler sind sehr motiviert und unterhalten sich mit Anton sehr engagiert über verschiedene Themen, unter anderem über die Covid Situation in Deutschland. Den Schülern macht es unheimlich Spaß. Der Rektor erzählt, dass sie vor Corona immer zwei Freiwillige der Bremer Mission hatten, die in den Klassen Deutsch unterrichtet haben. Jetzt können sie nicht so viel Deutsch unterrichten, da sie nur einen Lehrer für das Fach haben. Der Deutschlehrer, der auch Musik unterrichtet wünscht sich einen Briefkontakt mit jemandem aus Deutschland. Wir wollen versuchen jemanden zu finden.
Im Lehrerzimmer diskutieren wir noch mit dem Direktor über die momentane Situation an der Schule. Die Schülerzahlen steigen wie an allen Schulen Togos. An einem Gebäude war ja schon im November ein Teil des Daches eingestürzt. Inzwischen ist das Gebäude nicht mehr zu nutzen.
Es gibt noch ein weiteres altes Gebäude, dass für afrikanische Verhältnisse noch einigermaßen in Schuß ist. Auf Grund der Umstände sind wir nicht überrascht, dass eine Anfrage nach einem weiteren Schulgebäude kommt.
Wir versprechen in Deutschland in unserem Verein darüber zu sprechen.
Als wir uns verabschieden ist es bereits Mittag und in der Mensa herrscht Hochbetrieb. Frauen aus der Umgebung bieten verschiedene Backwerke und kleine Gerichte zum Verkauf.
… weil es heute recht kühl ist …. 30 Grad im Schatten sind die Schüler gut angezogen….
An der Schule gibt es auch ein Baumpflanzprogramm, bei dem die Schüler für die Pflanzung und Pflege der Bäume verantwortlich sind. Der Direktor erzählt uns, dass in den letzten Ferien einige Dorfbewohner ihre Schafe und Ziegen auf dem Schulhof grasen liesen und dabei leider auch einige Bäume angefressen wurden. Sie wollen sie in Zukunft besser schützen. Mit dem Versprechen, im November wieder zu kommen, verabschieden wir uns und fahren weiter nach Tsevie, die siebt größte Stadt Togos mit etwa 60.000 Einwohnern. Die Stadt ist Zentrum der landwirtschaftlich geprägten Umgebung. In der Region wird vor allem Maniok und Palmöl angebaut, was wir an den Feldern links und rechts der Straßen bis nach Avagnan auch sehen.
In Tsevie machen wir dann einen kurzen Stopp. Wir warten auf Victorin, Amelie und Nina die aus Lome kommen und Anna mitbringen.
Anna wollte eigentlich schon mit uns nach Togo reisen. Für die Einreise muss man sich mit einem negativen PCR Corona Test online anmelden. Bei Anna war er leider positiv. Eine ganze Woche dauerte es, bis sie negativ war. Der Flug wurde gebucht. Die online Anmeldung getätigt und am Abend vor der Abreise wurde der Flug von Stuttgart nach Paris gekänzelt. Da herrschte Hektik bei Annas Familie. Mit viel Aufregung wurde ein Flug von Nürnberg nach Paris gebucht und pünktlich konnte sie dann in Paris in den Flieger nach Togo steigen. Jetzt freuen wir uns, dass sie endlich da ist und noch ein paar Tage mit uns verbringen kann.
Jetzt geht es weiter nach Gabadjin Kondji, dort wurde von den Lions in Aalen und Sierning in Österreich ein Dispensaire, eine Schule, ein Kindergarten mit WC und Wasserversorgung finanziert. Bei der Begrüßung fragen die Leute nach Richard von den Lions in Aalen. Als wir ihnen erzählen das er gestorben ist, bitten sie uns mit großem Bedauern der Familie ihr Beileid auszusprechen.
Von der Dorfbevölkerung werden wir auf dem Platz vor der Schule empfangen. Der Dorfchef entschuldigt sich, dass heute nicht so viele Leute da sind. Am Mittwoch ist nachmittags immer Schulfrei, weil in Tabligbo Markt ist. Vor allem die Frauen sind dort um Ihre Feldfrüchte zu verkaufen. Die Rektorin der Schule konnte leider nicht da sein, da sie mit ihrem schwer kranken Kind in Lome im Hospital ist. Ihr Stellvertreter und die Lehrerin aus dem Kindergarten berichten über die momentane Situation. In der Schule werden zur Zeit 205 Kinder unterrichtet und im Kindergarten 45.
Neben dem massiven Schulgebäude gibt es auch noch ein Apatam, wie man die traditionellen Buschschulen nennt. Das bisherige ist eingestürzt. Dabei wurde auch ein Kind verletzt. Von der Dorfbevölkerung wurde deshalb eine neues erbaut.
Im Dispensaire läuft alles zur Zufriedenheit, es ist dort auch sauber und ordentlich.
Probleme gibt es mit der Wasserversorgung. Die Pumpe befördert Wasser in den Turm, aber die Leitung zu den 2 Wasserstellen im Dorf ist wohl irgendwo defekt. Die Frauen vom Dorf müssen jetzt zur Schule kommen und ihr Wasser direkt am Turm holen.
Die Dorfbevölkerung wird beauftragt sich darum zu kümmern. Die Männer haben da leider kein so großes Interresse daran, da Wasser holen ja Frauenarbeit ist. Es gibt eine ordentliche Pfeife von unserem Vorsitzenden und von Leon. In allen Dörfern gibt es ein Komitee zur Dorfentwicklung. Sie werden beauftrag ein Konto einzurichten um Geld zu sammeln für die Reparatur. Mit betretenen Gesichtern versprechen sie dies zu organisieren und sich dann bei Leon zu melden.
Nun geht es weiter nach Agbetiko. Auf dem Weg dorthin halten wir noch an um zu tanken und sind überrascht. Das einzige was in Togo nicht teurer geworden ist, ist der Benzin. Der Liter Diesel kostet 520 Fcfa und der Liter Benzin 505 Fcfa. 655 Fcfa ist 1 Euro. Als wir im Juli hier waren hat der Diesel 45 Fcfa mehr gekostet.
Als wir in Abetiko ankommen ist es dann schon später Nachmittag. Wie immer werden wir mit viel Hallo von allen begrüßt. Victorin und die Frauen vom Dorf haben schon ein leckeres Abendessen vorbereitet.
Nach dem Abendessen fahren wir dann weiter nach Aveve in das Hotel. Wir sind angenehm überrascht über die Piste. Sie wurde erst kürzlich neu hergerichtet. Für die Strecke brauchen wir nur 20 Minuten. Im November war es noch fast eine Stunde.
Das Hotel begeistert uns leider nicht so sehr. Wie fast überall in Togo werden die Hotels neu gebaut und dann gibt es überhaupt keine Instandhaltungsarbeiten. Da wir schon einige Jahre hierherkommen sehen wir wie das Hotel zunehmend abbaut … genau wie das Hotel, in dem wir zuvor einige Jahre abgestiegen sind. Nach einem anstrengenden Tag genießen wir noch ein kühles Getränk und ein frisches Windchen auf der Dachterrasse.
1 Kommentar
Ulf · 18. März 2022 um 17:34
Wieder ein sehr voller Tag. Wie gut, dass es mindestens zweimal im Jahr diese Reisen gibt. So können Probleme schnell erkannt werden und man kann entsprechende Maßnahmen ergreifen. Deshalb ist Hilfe für Togo so erfolgreich. Nachhaltig!