Freitag 5.11.2021 …. Auch heute frühstücken wir schon um 7.30 Uhr, da bereits um 9.00 Uhr die Feier für die Vergabe der Abschlusszeugnisse beginnt. Schon kurz nach 6.00 Uhr hören wir bis ins Hotel die Trommler vom ABCN, die schon fleisig üben.
Traditionell findet schon am Vortag die offizielle Lossprechung im Rahmen eines Gottesdienstes statt. Alle Absolventen erscheinen in traditionellen Gewändern und müssen dann einzeln vor ihren Ausbilder treten und alle Verfehlungen während ihrer Ausbildungszeit vortragen. Dabei sind von allen Lehrlingen die Eltern und Familien mit dabei. Am Ende ihrer Ausführungen müssen die Jugendlichen vor ihren Ausbilder knien und um Verzeihung bitten. Dann erhalten sie vom Pfarrer und ihrem Ausbilder die Lossprechung. Für die Aprentis wie man die Lehrlinge in Togo nennt, gibt es danach eine Party.
Heute findet die feierliche Übergabe der Zeugnisse statt. Rund ums ABCN herrscht Volksfeststimmung. Ein rießiges Zelt wurde aufgebaut und festlich dekoriert. Die Fahnen von Deutschland, Österreich und der Schweiz sind aufgehängt. Unzählig viele Stühle sind aufgestellt und alle Gäste bekommen ihre Plätze zugewiesen. Der gesamte Verlauf ist exakt geplant. Schon am Eingang sind Händedesinfektionsstellen aufgebaut und es werden Mundschutzmasken, die wir in unendlicher Menge von einer deutschen Firma bekommen haben, verteilt.
Gefühlt 1000 Menschen in wunderschönen, bunten afrikanischen Kleidern füllen den Platz vor dem Ausbildungszentrum. Von den Lehrlingen sind die ganzen Familien gekommen und freuen sich, dass ein Kind aus ihrer Familie heute eine qualifizierte Berufsausbildung abschließen kann. Die Absolventen sind heute besonders festlich herausgeputzt. Alle Mädchen waren beim Friseur und haben kunstvolle Haarprachten und prächtigen Schmuck. Die Lehrlinge aus dem Bereich Gastronomie sind in schwarz – weiß gekleidet – die Jungs mit einer Fliege und Einstecktuch und die Mädchen eine Schleife am Rock. Die Lehrlinge aus dem handwerklichen Bereich tragen alle die gleichen Hemden aus einem afrikanischen Stoff. Auch die Ausbilder tragen alle ein Hemd im selben afrikanischen Design.
Hochrangige Gäste haben heute ihr kommen zugesagt. Neben den örtlichen Vertretern von Kpalime, dem Polizeipräsidenten, Vertretern von Handwerkskammer und der Kirche ist der Präfekt da und der Minister Noupokou, der vor allem auch für die Entwicklung und Zusammenarbeit mit NGO’s zuständig ist.
Leon freut sich über die guten Ergebnisse bei den Prüfungen und gratuliert allen ganz herzlich. Er bedankt sich bei den Jugendlichen für ihr Engagement, den nur so kommt man zum Erfolg. Weiterhin bedankt er sich bei allen die mit dazu beigetragen haben, seien es die Lehrer, die praktischen Ausbilder, die Eltern und vor allem auch Hilfe für Togo.
Auch Anton Weber gratuliert den Absolventen ganz herzlich und wünscht Ihnen für die Zukunft alles Gute. Auch er verweist auf die Wichtigkeit einer guten Berufsausbildung und bedankt sich bei Leon und Victorin für ihr überaus großes Engagement für das Ausbildungszentrum. In Roman Ebneter, der in den achziger Jahren schon einige Jahre im ABCN war, hat er einen sehr guten Übersetzer.
In seinen weiteren Ausführungen berichtete er, dass in der Zeit, seit Hilfe für Togo mit im Boot ist über 1000 junge Menschen ausgebildet wurden. Ohne einen verlässlichen Partner wäre dies unmöglich gewesen. Gemeinsam mit Hilfe für Togo wurden die Möglichkeiten der Ausbildung erweitert. Es gibt Seminare über betriebswirtschaftliche, gesundheitliche, soziale, ökologische Themen usw. Die von allen Azubis wahrgenommen werden können. Außerdem wurden neue Berufsbilder eingeführt wie Maurer, Hauswirtschaft und Schneiderei.
Mit sehr großem Erfolg wurde die Mittagsverpflegung für die Lehrlinge eingeführt. Hilfe für Togo finanziert für alle Lehrlinge täglich ein warmes Mittagessen. Auf Grund der extrem gestiegenen Preise für Nahrungsmittel, bittet Leon uns zu überlegen, den Zuschuss für das Mittagessen zu erhöhen. Am Ende seiner Ausführungen dankt er uns für unser Engagement und die gute Zusammenarbeit.
Glückwünsche an die Lehrlinge und Grußworte an uns kommen auch vom Ausbildungsleiter Thimtohy Tamaklo und vor allem auch vom Präfekten, der sich immer freut wenn er zu einer Veranstaltung ins ABCN oder von Hilfe für Togo eingeladen wird. Er ist sehr dankbar für alles was der Verein in Togo leistet. Den Lehrlingen wünscht auch er viel Erfolg für ihr weiteres Berufsleben.
Im Anschluß werden die Zertifikate an die Prüflinge übergeben. Dazu werden sie einzeln aufgerufen und bekommen jeweils von einem der Ehrengäste ihren Gehilfenbrief überreicht. Mit viel Jubel von den Familien, Freunden und den anderen Lehrlingen des ABCN werden die einzelnen Absolventen bedacht. Eigentlich ist die Stimmung gar nicht zu beschreiben.
Seit einigen Jahren wird jedes Jahr zu der Feier eine Art Tombola veranstaltet, bei der diesmal 5 Fahrräder und 2 Nähmaschinen aus dem Container verlost wurden. Die Gewinner erhalten heute ihre Preise und freuen sich natürlich sehr.
Gleichzeitig übergeben Anton Weber und Leon Djossou an Gisele Lanyo, die Gewinnerin des großen Kochwettbewerbes einen Gutschein, mit dem sie sich in der Schneiderei des ABCN einen Stoff aussuchen darf und sich ein Kleid nähen lassen kann. Sie freut sich sehr darüber und bereits 2 Tage später kann sie ihr Kleid abholen.
Nach diesem Mamutprogramm sind alle ganz schön geschafft. Es ist inzwischen schon fast 14.00 Uhr und gnadenlos heiß und so sind wir froh, dass wir jetzt im Schatten des Macumba sitzen können, wo es zur Feier des Tages ein herrliches Mittagessen gibt, bei dem die Mannschaft aus dem Macumba wieder einmal zeigt was sie können.
Dabei haben wir eine sehr witzige Begegnung. Bei uns am Tisch sitzt der Vorsitzende des Elternbeirats von den Lehrlingen im ABCN. Er spricht kein Wort deutsch, singt uns aber in bestem deutsch das Lied „die Fischerin vom Bodensee „. Er hat das Lied vor über 30 Jahren in der Schule gelernt. Nachdem sich alle Gäste verabschiedet haben, ist es auch schon Zeit für unseren nächsten Termin.
Da Amelie und Holalie in Lome sind um die Koffer von Johanna und Hubert zu holen haben wir nur ein Auto… Johanna und Done nehmen im Kofferraum Platz ….
Wir besuchen am Stadtrand von Kpalime eine Familie, die 11 Waisenkinder bei sich aufgenommen hat.Obwohl sie selbst schon in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, haben sie die Kinder von der Straße geholt, versorgen sie und bezahlen das Schulgeld. Wir sind sehr schockiert über die Verhältnisse in denen die Kinder leben. Wenn wir unsere Tiere so halten würden, käme der Tierschutz und würde unseren Betrieb schließen.
Victorin organisiert mit einer christlichen Frauengruppe, in der auch muslimische Frauen integriert sind, immer die Verteilung von Hilfsgüter aus dem Container. Dadurch ist sie auch auf diese Familie gestoßen und hat ihnen schon öfters Kleidung und Schulsachen gebracht.
Das jüngste der 11 Kinder wurde einfach auf der Straße ausgesetzt. Der Eingang zu der Behausung
Mit dem Paar, dass die Kinder versorgt, diskutieren wir was zunächst am dringensten ist. Ein Mädchen kann nicht zur Schule, weil sie sehr schlecht sieht. Victorin wird einen Termin im Hospital bei einem Augenarzt organisieren. In der Hütte gibt es je einen Raum für Jungen und Mädchen. Dort schlafen die Kinder auf dem nackten Lehmboden, der feucht und kalt ist. Der Raum hat nur ein winziges Fenster, sodaß kaum Luft und Licht herein. Die wenigen Kleidungsstücke, der Kinder liegen auf einem Haufen oder hängen an einem Nagel an der Wand.
Victorin wird in unserem Auftrag Matten besorgen und Decken aus dem Container bringen. Außerdem wird sie in den nächsten Tagen ein Lebensmittelpaket mit Grund Nahrungsmittel vorbeibringen.Die Pflegeeltern werden eine Liste erstellen, mit den Namen der Kinder, ungefähres Alter, Schulen und Schulgeldkosten und wir versprechen uns Gedanken zu machen, wie wir weiter vorgehen.
Nach diesem bedrückenden Erlebniss waren wir ganz schön geschafft. Noch eine ganze Weile sind wir mit Leon im Macumba gesessen und haben darüber diskutiert.
Danach hat uns Leon seinen Lebensweg erzählt. Vieles was wir bisher nicht wussten…. sehr beeindruckend, teilweise bedrückend und sehr spannend. Nach den Ausführungen wird uns klar, warum Leon sich so sehr für die Kinder und Jugendlichen in Togo engagiert und warum es ihm so wichtig ist, dass die Jugendlichen eine fundierte Ausbildung haben. Immer wieder betont er, dass die Jugendlichen mit einer guten Ausbildung auch gute Chancen haben, einen guten Weg zu gehen und dafür will er sein möglichstes tun und ist froh, dass er in Hilfe für Togo einen verlässlichen Partner hat.
Im Hotel angekommen, packen wir unsere Koffer für die morgige Fahrt auf das Plateau de Day und gehen dann sehr früh ins Bett.
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