Dienstag 9.11.2021 … ja was nützt das schönste Hotel, wenn die Klimaanlage nicht funktioniert. Sie ist zwar die ganze Nacht gelaufen, hat aber keine Kälte abgeworfen. So war es absolut keine erholsame Nacht.

Pünktlich um 5.30 Uhr fahren wir los. Zunächst in 2 Stunden nach Sokode, wo wir dann wieder im Hotel Central frühstücken. Bei der Abfahrt wird es gerade hell … Kara erwacht …

In der Stadt pulsiert das Leben schon voll. Vor den Hütten wird gefegt und die Verkaufsstände werden aufgebaut. Hunderte Schüler sind, wie schon gestern Morgen, links und rechts am Straßenrand auf dem Weg in die Schulen.

Seit einigen Jahren gibt es eine neue Straße, die größer und breiter ist. Dort fahren aber unheimlich viele Lastwagen und somit entschließt sich der Fahrer die alte Strecke durch die „Faille-D’Aledjo“ zu fahren. Aledio ist ein 765 großes Wildschutzgebiet. Die Straße durch den Felsen haben deutsche Soldaten vor dem 1. Weltkrieg gebaut. Die Strecke ist landschaftlich sehr reizvoll aber nicht schneller, denn als wir wieder auf die neue Hauptstraße treffen, brettern gerade die zwei Lastwagen vorbei, die bei der Abzweigung vor uns waren.

Auf der Strecke nach Atakpame sind dann wieder viele Lastwagen unterwegs. Wir sehen wieder einen Unfall und in einigen Gebüschen liegen schon länger Schrottautos und dort werden sie auch noch einige Zeit liegen. Meistens wird nach einem Unfall mit Totalschaden nur das mitgenommen, was leicht abzubauen ist. Der Rest bleibt oft jahrelang liegen.

Wir wundern uns nicht über die vielen Unfälle. Völlig überladene Laster, Busse und Autos brettern wie verrückt über die Straße und überholen, dass uns schon beim zuschauen fast übel wird.

Trotz allem läuft es sehr gut und wir sind 10.45 Uhr schon in Atakpame, wo dann das Abenteuer beginnt. Es sind 55 km bis in einen kleinen Ort hinter dem Nangbeto Staudamm. Die Piste befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt und es staubt unendlich.

Die Region ist sehr fruchtbar und überall auf den Feldern arbeiten die Menschen oder hüten Rinder- oder Schafherden. Das erste Mal sehen wir in Togo ein Ochsengespann.

Am Wegrand stehen einzelne Wagen und in der Nähe sind Tiere im Schatten von Bäumen angebunden. Wahrscheinlich fahren sie am Abend die Ernte nach Hause. Vor ca. 30 Jahren gab es wohl mal ein Entwicklungshilfeprojekt, bei dem die Bauern geschult wurden ihre Tiere vor den Wagen zu spannen. Das Projekt hat sich aber nicht so gut gehalten. Wohl auch weil die Zugtiere 30% der Ernte benötigen. Die Gegend ist zwar sehr fruchtbar, aber auch sehr ärmlich. Knapp 10.000 Menschen wurden in den 80iger Jahren hierher umgesiedelt, weil sie in der Gegend gewohnt haben, in der heute der Nangbeto Staudamm steht.

Der Nangbeto Staudamm staut den Mono, den größten Fluß in Togo. Der Mono ist ca. 160 km lang und mündet in den Atlantik. Der Staudamm wurde 1985/87 gebaut und liegt bei Atakpame in der Nähe der Grenze zu Benin. Der Damm dient zur Gewinnung von Strom für Togo und Benin. Er wurde von der deutschen „Hochtief AG“ gebaut und die Turbinen stammen von der Firma Voith aus Heidenheim.

Finanziert wurde das Projekt von der Weltbank und dem afrikanischen Entwicklungsfond. Der Hauptdamm ist 443 m lang, 52 m hoch und der Stausee faßt 1,71 Millionen Kubikmeter. Jährlich liefert das Kraftwerk 150 – 230 Millionen kWh. Aufgrund zu niedriger Wasserstände ist die Stromgewinnung ziemlich unregelmäßig. Durch den Bau des Staudamms hat sich das ökologische System der Lagunen, entlang des Mono, erheblich verändert, da sich die jahreszeitlich bedingten Schwankungen der Wassermengen verringert hat. Außerdem kommt es zu Überschwemmungen, wenn die Schleusen des Damms geöffnet werden. Leider ist das oft gerade in der Zeit, in der in den Regionen unterhalb des Dammes die Ernte kurz bevor steht und diese wird dann durch die Wassermengen vernichtet. Was für die Menschen natürlich eine Katastrophe ist.

Die Fahrt von Atakpame, bis zum Staudamm dauert eine Stunde. Es ist schon ein imposanter Ausblick als wir über die Staumauer fahren. Als ich die marode Straße sehe über die wir fahren, kommt mir der amerikanische Film „Die Flut“ in den Sinn.

Vom Staudamm aus fahren wir noch eine Stunde durch die Pampa. Links und rechts ärmliche Hütten, viel Landwirtschaft und Wald. Oft sehen wir an der Straße Säcke mit Holzkohlen, die dort zur Abholung bereit stehen.

Lastwagen bringen die Holzkohle in die Städte und bis nach Lome. Dort wird sie zum Kochen gebraucht, denn es wird fast nur mit Kohle gekocht. Gas ist zu teuer und Strom ist oft nicht verfügbar. Außerdem fehlt es an den entsprechenden Öfen.

Um 14.00 Uhr kommen wir in Nangbeto – Atome an. Dort steht eine Primärschule die aus zwei Gebäuden besteht.

Ein festes Gebäude in schlechtem Zustand, ein zweites ist zwar in ganz ordentlichem Zustand aber die Bauweise ist nicht ideal. Es sind nur kleine Gitterfenster und so ist es in den Klassenräumen relativ dunkel und auch schlecht belüftet. An diesem Gebäude sind links und rechts je drei Kunststoff-Wassertanks aufgestellt, in die das Regenwasser des Daches geleitet wird.

In unmittelbarer Nähe der Primärschule wurde vor zwei Jahren durch die Initiative der Eltern ein CEG gegründet, weil das nächste CEG über 15 km weit entfernt ist. Die Unterrichtsräume befinden sich in einem Apatam mit Blechdach, dass von den Eltern in eigener Regie erbaut wurde.

Die 133 Kinder werden von 6 Lehrern unterrichtet. Bisher wurden alle Lehrer von den Eltern bezahlt. Seit Beginn diesen Schuljahres hat die Schule die staatliche Anerkennung des Schulamtes und somit werden 3 Lehrer vom Staat bezahlt. Für das geplante Schulgebäude sind 4 Klassenräume vorgesehen.

Wir werden vom Kantonchef, der für 24 Dörfer zuständig ist empfangen. Es sind der Rektor, die Lehrer und Elternvertreter anwesend und schildern uns die Situation an der Schule.

Unsere Bedingungen, die Arbeitsleistung beim Bau, von 5 % der Gesamtkosten, durch die Bevölkerung zu erbringen, sowie mindestens 2 Lehrerinnen ein zu stellen werden bedingungslos angenommen. Nach der anstrengend Fahrt haben wir in der Gruppe diskutiert, dass es für uns und auch für Leon und seinen Bautrupp nicht ganz einfach wird bis die Schule fertig ist. Leider ist es aber so, dass in solchen Regionen die Bevölkerung kaum in den Genuss von Entwicklungshilfeprojekten kommt, weil es den NGO’s einfach zu anstrengend ist so weite Wege zurück zu legen.

Wie so oft in Togo erhalten wir ein Geschenk, die immer in Naturalien gegeben werden. Meistens sind es Früchte, die in dem Dorf wachsen. Also sehr oft Bananen, Avocados oder Mangos. Heute gibt es etwas ganz besonderes ….

Der Chaufeur hat im Kofferraum schon Platz gemacht und nach dem Motto … des schwäbischen Liedes.. „und dann bindet sie der guade Mo an da hendre Waga no“…. haben unsere Gastgeber die Ziege schon an unserem Auto festgebunden. Nicht nur wegen des Duftes, den der Bock ausströmt lehnen wir diese Transportmöglichkeit komplett ab. Der Fahrer schlägt vor das Tier auf dem Dach fest zubinden, doch auch das kommt für uns nicht in Frage und so bedanken wir uns sehr herzlich für das großzügige Geschenk und bitten den Dorfchef, es zurück zu nehmen … die arme Ziege kommt noch mal davon.

Nun starten wir zu der abenteuerlichen Rückfahrt. Es beginnt bereits dunkel zu werden und wir müssen ja die gleiche Piste mit den vielen Löchern zurück. Unser Fahrer sieht sehr schlecht, ist aber nicht bereit das Steuer an Done zu übergeben. So sitzen wir zeitweiße mit gemischten Gefühlen im Bus.

Überall kommen schwer beladene Frauen aus den Feldern. Die Bohnenernte ist voll im Gange und es sind weit über hundert Frauen, die gemeinsam mit ihren Kindern ihre Tagesernte nach Hause tragen. Wir sind sehr betroffen, da wir sehen, dass die Frauen nach einem schweren Arbeitstag, auf den Feldern, in der brütenden Hitze ihre Ernte, z.T. weit über 10 km nach Hause tragen müssen.

Insgesamt sind wir heute 460 km gefahren, 110 km davon waren reine Piste und die Fahrt ist auch für uns Beifahrer sehr anstrengend und so sind wir froh als wir kurz vor 20.00 Uhr endlich im Macumba ankommen, wo George schon mit einem leckeren Abendessen auf uns wartet.

Schon bald brechen wir auf und im Hotel wartet dann noch eine besondere Überraschung auf uns. Auf Grund der Straßenbaumaßnahmen wurde eine Wasserleitung durchtrennt und es gibt kein Wasser. Also heißt es Wasser im Eimer holen und es gibt eine Katzenwäsche. Ganz schön geschafft sind wir dann sehr froh, das die Klimaanlage funktioniert und einer erholsamen Nacht nichts im Weg steht.

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