Donnerstag 24.11.2022 – Auch heute heißt es wieder bald aufstehen. Nach dem Frühstück geht es gleich los. Im Unterrichtssaal des Ausbildungszentrums findet ein Gottesdienst und die Lossprechungsfeier der Aprentis statt, die in diesem Jahr ihre Ausbildung abschließen. Das ist immer eine sehr feierliche Angelegenheit. Im Rahmen des Gottesdienstes muss jeder Auszubildende, einzeln in Anwesenheit aller Eltern, Geschwister, Ausbilder usw. auf den Boden knien und seine Vergehen während der Ausbildung beichten. Danach erhält er od. sie die „Lossprechung“ vom jeweiligen Ausbilder. Ich finde das ist schon teilweise ein ganz schön harte Angelegenheit. Nach dem Gottesdienst beginnen die Vorbereitungen für die große Abschlußfeier. Es wird ein Zelt aufgebaut, hunderte von Stühlen werden herangeschleppt überall wird gekehrt und dekoriert. Wir sind gespannt was alles kommt. Für uns geht es auch weiter. Jedoch nicht ohne vorher ein Foto zu machen von den Mädchen und Jungen, die für die Feier in traditionellen Tüchern erscheinen. Alle Auszubildende erhalten zum Abschluß kleine Geschenke, passend zu ihrm Beruf. So bekamm ein Maurer eine Wasserwaage und eine Kelle, ein Elektriker Stromprüfer und Seitenschneider, der Schreiner einen Meterstab und eine Säge usw. Die Mädchen erhielten Küchenutensilien, Nähzeug, Abtrockentücher …. alles Dinge, die wir im Container mitgeschickt haben.

In Tsihinou, einem Stadtteil von Kpalime wird der letzte Bauabschnitt einer Schule mit 2 Gebäuden, insgesamt 9 Klassenräume – auf Grund der steigenden Schülerzahlen 3 mehr als es geplant war, 2 Lehrerzimmer, 2 Lagerräume, 2 WC Anlagen a 6 Kabinen mit Wasseranschluß (inkl. Nachklärung), Wasserturm mit 2 weiteren Wasserstellen und einer Wasserleitung zum benachbarten Krankenhaus der Mutter Theresa Schwestern übergeben. Finanziert wurde das Projekt von „Ein Herz für Kinder“- Eine Aktion des Springer Verlages, von „ProCent“ eine Spendenorganisation von Daimler und Hilfe für Togo e.V.

Bei der Schule handelt es sich um ein katholisches Zentrum mit Kindergarten, Primärschule und College. Faßt 1300 Kinder werden dort momentan unterrichtet. Auffallend für togoische Schulen sind die vielen Lehrerinnen, die vielen Mädchen und vor allem auch viele muslimische Mädchen.

Schon am Parkplatz werden wir von einer tanzenden Gruppe abgeholt und zu unseren Plätzen begleitet.

An allen schattigen Plätzchen drängen sich die vielen Kinder. Für die Gäste wurden provisorische Zelte und Palmblätterdächer aufgebaut, denn es ist schon wieder gnadenlos heiß.

Ein Geistlicher eröffnet die Feier mit einem Gebet und heißt uns herzlich willkommen. Anton und Leon erhalten von Schülerinnen je eine Blumenstrauß.

Es gibt große Dankesworte von den Vertretern der Schulbehörde, der Kirche, dem Prefäkten, dem Elternvertreter , dem Dorfchef , Leon dem Bauunternehmer vom ABCN und natürlich auch von den Kindern die uns mit Reden, Tänzen und Liedbeitragen beehren.

Auch unser Vorstand hält natürlich wieder eine Rede und bedankt sich zunächst bei Leon und allen Helfern aus dem ABCN für die perfekte und termingerechte Bauabfertigung. In seiner Rede, die wie immer von unserem excellenten Übersetzer Roman Ebneter übersetzt wird stellt er auch die Spenderorganisationen „Ein Herz für Kinder“ und „ProCent“ kurz vor und bedankt sich für deren großzügige Unterstützung. Beim Gang durch die neuen und alten Gebäude bekommen wir einen Einblick in den Schulalltag. Alle Klassenzimmer sind voll ausgelastet. Sogar die Kirche wurde durch eine Holzwand in zwei Räume geteilt, in denen Unterricht stattfindet.

Bei unserem Rundgang besichtigen wir auch die Wasserversorgung. Mit einer Pumpe, die durch die Photovoltaikanlage vom Dach eines Schulgebäudes betrieben wird, wird das Wasser in einen Wasserturm gepumpt und von dort an 2 weitere Wasserentnahmestellen geleitet. Außerdem geht eine Leitung an das kleine Krankenhaus der Mutter Theresa Schwestern. Sie hatten am hlg. Abend 2021 plötzlich kein Wasser mehr in ihrem Brunnen. Innerhalb von einem Tag sorgten die Mitarbeiter vom ABCN für Abhilfe und seither wird das Krankenhaus mit sauberem Trinkwasser versorgt.

Für die weit über 1000 Schüler gab es bisher auch kein WC. Für uns war es selbstverständlich, das wir mehrere Kabinen für Jungen, Mädchen und Lehrkräfte mit in unser Bauvorhaben integriert haben.

Da das Schulzentrum nur wenige Gehminuten vom Hospital der Mutter Theresa Schwestern entfernt liegt, haben wir auch dort gleich einen Besuch abgestattet. Die Oberin Maria Gabriele und Schwester Martina haben uns sehr herzlich empfangen. Von den neun Schwestern und einigen weltlichen Helfern werden bis zu 40 Patienten betreut. Es sind meistens Aids- oder TB- Kranke, Patienten mit großen Wunden, die schon lange nicht mehr heilen und auch Sterbende. Die Schwestern sammeln die Patienten in den ärmsten Regionen und auf den Straßen auf und behalten sie von 1 Monat bis zu mehreren Jahren. Z.Zt. haben sie einen Jungen, der von einer Kokospalme gestürzt ist und viele Brüche und Verletzungen hatte. Jetzt nach 2 Jahren wollen sie versuchen dass er wieder in die Schule gehen kann. Die Patienten werden kostenlos versorgt. Der Betrieb wird durch Spendengelder aufrecht erhalten. Wir unterstützen das Zentrum schon lange mit einem Sozialfond und Spenden aus dem Container. Jetzt bitten sie dringend um Verbandsmaterial – vor allem Kompressen und Binden. Ich hoffe, dass ich bis zum verladen des Containers in Kürze noch etwas organisieren kann.

Als wir ins ABCN zurückkommen ist es gerade Mittag und das Essen an unsere Auszubildende wird ausgegeben. Hilfe für Togo e.V. finanziert seit vielen Jahren Schülerspeisungen und auch eine tägliche warme Mahlzeit für die Lehrlinge. Beim morgendlichen Apell werden die Namenskärtchen ausgegeben. So weiß man auch gleich wer nicht da ist. Mit diesen Kärtchen kann man um 12.00 Uhr bei zwei Frauen, die extra für die Azubis kochen eine warme Mahlzeit abholen. Die Frauen können die Kärtchen im Büro vom ABCN einlösen und dafür ihr Geld abholen.

Nach einer kurzen Mittagpause machen wir zunächst einen kleinen Rundgang durch die Ausbildungswerkstätten. Überall wird fleisig gearbeitet und mancher ist überrascht was im ABCN alles hergestellt wird. Dank großzügiger Spenden in den vergangenen Jahren , durch Firmen in unserer Region, konnten wir das Zentrum ordentlich aufwerten.

Trotzdem fehlt es noch an vielem, auch weil wir ja meist gebrauchte Maschinen liefern die dann auch nicht ewig halten.

Daher kommen natürlich immer wieder Anfragen nach Werkzeug, Maschinen, Schutzkleidung usw.

Anschließend besuchen wir den Kindergarten in Nyiveme. Er wurde von der Familie unsere verstorbenen Freundes Richard Salzer finanziert. Sehr gerne besuchen wir den Kindergarten immer wieder.

Zwei sehr engagierte Erzieherinnen betreuen über 80 Kinder im Alter von 2 – 5 Jahren. Sie sind gerade beim basteln. An den Wänden sehen wir weihnachtliche Basteleien und gemalte Bilder und sogar einen Adventskalender, der sicher mal aus einem Container kam.

Die Kinder singen uns mehrere Lieder vor, zu denen sie tanzen und klatschen. Begeistert machen wir mit und es ist ein sehr entspannter Besuch. Die Erzieherinnen bedanken sich für die tollen Sachen, die aus dem letzten Container kamen. Vor allem buntes Papier, Stifte, Wasserfarben usw. sind unerschwinglich. Es ist sehr gut zu erkennen, dass die Erzieherinnen sehr engagiert sind und mit den Kindern viel basteln und malen. Gerne versprechen wir, dass wir nächstes Jahr wieder kommen. Die Erzieherinnen bitten uns liebe Grüße an die Familie Salzer zu überbringen.

Unser nächster Besuch gilt der „Richard Salzer Schule “ in Nyiveme, die nicht weit entfernt liegt und die wir zusammen mit den Lions Aalen und Sierning finanziert haben. Neben dem 4 klassigen Schulgebäude mit Lehrerzimmer und Lagerraum haben wir gemeinsam auch eine Latrine und einen Zwischenbau an einem älteren Schulgebäude erbaut.

Die Schule ist mehr als überfüllt. Wir wundern uns zunächst, warum am späten Nachmittag noch so viele Schüler in den Klassen und auf den Wiesen vor den Gebäuden sind. Der Rektor erklärt uns, das sie z.Zt. Unterricht in 2 Schichten machen. Die jüngeren Schüler gehen jetzt nach Hause und die älteren Schüler haben bis in die Nacht hinein Unterricht, weil die Kapazität der Schule bei weitem nicht ausreicht.

Die Schüler schreiben gerade Klassenarbeiten, wer fertig ist darf das Klassenzimmer verlassen. Für uns unvorstellbar, dass man bei dem Lärm konzentriert arbeiten kann. Denn draußen warten schon die Schüler für die nächste Schicht…..In den nächsten Tagen wollen wir nochmal vorbeikommen um ein Bild aufzuhängen und werden einen Termin vereinbaren, wenn der Rektor mehr Zeit hat.

Zurück im ABCN gibt es gleich einen weiteren Höhepunkt. Die Lehrlinge des Abschlusslehrgangs haben ein buntes Programm mit Tanz, Musik, Sketchen, Wettspielen und einem guten Essen vorbereitet. Es ist ein sehr schöne Abend mit bester Stimmung.

So kommt es, dass wir doch relativ spät ins Hotel zurückkommen und morgen erwartet uns wieder ein ausgefüllter Tag.

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1 Kommentar

Deborah Siller · 28. November 2022 um 15:27

Schön. Die Schulbänke mit „ein Herz für Kinder“ Aufkleber👍

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