Dienstag 12.3.2023 … Wir haben alle gut geschlafen. Allerdings war es sehr laut. Das Hotel liegt direkt am Meer und die Zimmer sind nur knapp 100 Meter vom Wasser entfernt. Es war in der Nacht relativ stürmsch und wir hörten sehr gut das Meeresrauschen und den Wellenschlag.
Früh starten wir in den Tag. Bereits um 7.00 Uhr treffen wir uns zu einem reichhaltigen Frühstück und genießen die angenehme Brise am Meer.
Direkt im Anschluß werden die Koffer verladen, wir verabschieden uns vom Robinson Plage und unser Programm startet.
Zunächst geht es quer durch die Stadt – interressant und spannend – die Straßen sind sehr belebt. Vor allem vollgepackte Fahrzeuge, viele Mopeds und Menschen sind unterwegs. Auf den Gehwegen und am Straßenrand wimmelt es von Menschen, Verkaufsständen und kleinen Werkstätten und es ist spannend zu beobachten.
Unser erstes Ziel ist eine große Schule in der insgesamt 4400 Kinder von etwa 40 Lehrern in einer Vorschule, einer Primärschule und einem CEG unterrichtet werden Das CEG besteht erst seit 4 Jahren und die Schule platzt buchstäblich aus allen Nähten.
Alle Klassenzimmer sind total überfüllt – bis zu 140 Kinder sind in einem Klassenraum untergebracht. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es eine Anzahl von verschiedenen Gebäuden, die sich in einem mehr oder weniger schlechten Zustand befinden – einfache Hütten, Lehmbauten und gemauerte Gebäude.
Da es so viele Kinder sind und die Gebäude nicht ausreichen, wird der Unterricht in zwei Schichten abgehalten. Von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr ist die Hälfte der Kinder da und von 12.30 Uhr – 17.30 Uhr die zweite Hälfte. Dabei unterrichten in beiden Schichten, die selben Lehrer, sie erzählen uns, dass sie sehr anstrengende Arbeitstage haben und das glauben wir ihnen gerne.
Es ist für uns unvorstellbar, wie eng, die Schüler in den Klassen sitzen und eigentlich fast auf der Tafel kleben. Bei der Menge von Kindern ist der Lärmpegel natürlich auch entsprechend. Auf Grund der sehr schwierigen Situation hat sich die Direktorin an Leon gewandt, als Sie von unserem Verein gehört hat. Bei ihren Erzählungen kann man die Verzweiflung regelrecht heraus hören.
In ihrem Büro erzählt uns die Direktorin, dass an der Schule im Moment ein Aufnahmestopp für Schüler besteht, was aber auch nicht die Lösung ist, da es immer mehr Kinder gibt. Auch weil immer mehr Leute aus den armen Regionen im Norden und aus den abgelegenen Dörfen in die Städte kommen.
In allen Klassen werden wir mit viel Freude und Gesängen empfangen.
Da wir kurz vor der großen Pause ankommen laufen schon die Vorbereitungen für das Essen.
Einzelne Schüler holen das Wasser für ihre Klasse an der Wasserstelle ab.
Im Lehrerzimmer, das auch nur aus einigen Pfosten und einem Palmdach besteht unterbreitet uns die Direktorin die Situation. Gleichzeitig sind auch Lehrer da, die Klassenarbeiten korrigieren.
Wir sehen die absolute Notwendigkeit, für den Bau eines Schulgebäudes und versprechen, uns in Deutschland mit unseren Vereinsmitgliedern zu beraten und eine Finanzierung zu erstellen. Bei der Verabschiedung versprechen wir, dass wir im Laufe des Sommers mitteilen, wie wir uns entschieden haben.
Jetzt geht es nochmal quer durch die Stadt in Richtung Aneho. Es ist die Stadt, in der wir immer einen obligatorischen Stopp am Strand machen. Dort geht der Togosee in’s Meer. Ein geschichtsträchtiger Ort – denn dort sind die deutschen Kolonialherren in Togo angekommen.
An der schönen Bucht legen wir einen kurzen Stopp ein, bevor es weiter ins Tal des Mono’s geht.
Jetzt verlassen wir auch die besseren Straßen und es geht über Land ….gen Westen ….
Über eine holprige Piste, vorbei an vielen Bepflanzungen geht es in Richtung Avagnion wo wir als nächstes eine Aufforstungsfläche besichtigen.
Dort hat der Verein im Oktober 2023 in Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung zunächst 3 ha mit Eukalyptusbäumen bepflanzt und die Pflanzen haben die Trockenzeit ganz gut überstanden.
Die Parzelle liegt in einem sehr nassen Gebiet und ist somit für andere Holzarten und auch landwirtschaftlich nur schwer zu nutzen. Eukalyptus liebt einen feuchten Standort und wächst extrem schnell. Nach 15 Jahren wird das Holz zur Produktion von Schulbänken und als Bauholz verwendet. Die Kosten für die Aufforstung liegen pro ha bei 980,- Euro inklusive einer 5 jährigen Bestandspflege. Zu Beginn der kommenden Regenzeit sollen weitere 7 ha bepflanzt werden.
In der Mittagshitze geht es weiter zu einer landwirtschaftlichen Fläche, bei der die Familie von Leon ihre Wurzeln hat. Um die Fläche weiter zu bewirtschaften, hat Leon ein Ehepaar angestellt, die in eigener Regie das Land mit Feldfrüchten und Obstbäumen bewirtschaften und eine Hühnerhaltung betreiben.
In einem kleinen Nebengebäude ist, eine Maismühle installiert, die vor einigen Jahren vom Lionsclub Aalen finanziert wurde. Hier können die umliegenden Bauern ihre Maisernte zum mahlen bringen, ohne dass sie weite Wege in die Stadt zurücklegen müssen. Außerdem sichert die Mühle den Lebensunterhalt für die Betreiberfamilie.
Auf der Weiterfahrt liegt unser nächster Stopp im Dispensaire in Agbetiko.
Es wurde von Hilfe für Togo erbaut und 2017 eingeweiht. Da es inzwischen früher Nachmittag ist, sind gerade keine Patienten da. Sie kommen in der Regel am frühen Morgen oder am Nachmittag. Jetzt am Ende der Trockenzeit haben die Leute in der Regel wenig Geld um Nahrungsmittel zu kaufen, somit gehen sie auch nur zum Arzt, wenn es unbedingt sein muss und kaufen lieber etwas zu essen, anstatt das Geld für den Arzt und Medikamente auszugeben.
So kommen zur Zeit täglich nur um die 10 Patienten. In der Woche werden etwa 2 Kinder geboren. In der Regenzeit steigen die Zahlen der Patienten mit Sicherheit wieder, da es dann auch wieder viele Patienten gibt die an Malaria und Erkältungskrankeiten erkranken.
Nun geht es zum Mono. Er ist mit seinen 467 km Länge der längste Fluß Togos. Er entspringt in Benin, durchfliest den Nangbeto Staudamm und mündet in den Atlantik. Auf einem großen Teil seiner Länge bildet er die Grenze zu Togo. Die Region ist schon immer ein Hauptanbaubebiet für die Ölpalmen und im Moment ist Haupterntezeit. Überall am Fluß, sowohl auf Beniner, als auch auf togoischer Seite werden Palmkerne und der Palmwein geerntet.
Ölpalmen stammen ursprünglich aus Westafrika und wurden während der Sklavenzeit ins tropische Amerika transportiert. Die Kerne wachsen in Fruchtständen, die zum Teil ein Gewicht von bis zu 50 kg mit 3000 – 5000 Kernen haben können. Da die Früchte leicht verderblich sind, müssen sie nach der Ernte sofort verarbeitet werden.
Zunächst besuchen wir einen Mann, der quasi mitten im Busch Palmwein produziert. Zur Krönung des Tages dürfen wir dann auch kosten…. inklusive Fliegen …
Nachdem es jetzt schon bald dunkel wird wagen wir noch eine kurze Bootsfahrt über den Mono um Benin einen kurzen Besuch ab zu statten.
Danach sind wir von den vielen Eindrücken des Tages ganz schön geschafft. Noch ein kurzer Weg und wir sind in Agbetiko am Haus von Victorine und Leon, wo wir wie immer sehr herzlich und natürlich von vielen Kindern des Dorfes empfangen werden. Da Leon noch nicht von seinem Termin in Lome zurückgekommen ist und unsere Koffer in seinem Auto sind, können wir noch nicht in’s Hotel fahren. So vertreiben wir uns die Zeit, indem wir die Frauen aus der Nachbarschaft beobachten, wie sie mit ihren Jungs gerade Palmöl herstellen.
Zunächst werden sie in großen Kesseln gekocht. Dabei wird ein fettspaltendes Enzym zerstört. In einer speziellen Maschine werden die Früchte gequetscht. Die Kerne und die fasrige Ummantelung gelangt dabei in einen großen Bottich. Dieser wird dann mit Wasser aufgefüllt und dann schwimmt das wertvolle Carotinhaltige Öl auf der Oberfläche um abgeschöpft zu werden. Ebenso werden die Kerne herausgefischt und getrocknet. Sie werden dann in einer zweiten Maschine zertrümmert und es entsteht das kaltgepresste weiße Palmöl.
Aus der fasrigen Masse werden flache Kugeln geformt und auf Gestellen getrocknet. Da sie sehr ölhaltig sind, sind sie sehr gut zum anzünden der Kochfeuer geeignet.
Wie immer wenn wir in Agbetiko sind werden wir von Victorine und ihrem Team mit einem ganz tollen Essen verwöhnt… und immer wenn Victorin und Leon in Agbetiko sind, gibt es auch für die Kinder ein warmes Abendessen…. für viele die einzige wertvolle Mahlzeit des Tages. Vor dreigeteilten Tellern sitzen immer drei Kinder … und alle genießen voller Freude die tolle Mahlzeit, bevor sie dann fröhlich nach Hause ziehen.
Auch wir sind nach dem Abendessen ziemlich geschafft und freuen uns jetzt auf unser Hotelzimmer. Knapp 45 Minuten brauchen wir, da die Piste jetzt am Ende der Trockenzeit relativ gut ist.
In Aveve wartet dann noch eine Überraschung auf uns …. wir wundern uns schon, als wir auf das Hotel zufahren ist es stockdunkel….. Die Stromversorgung ist abgebrochen und das Stromagregat ist defekt, wird uns gesagt….. was in der Mauerkiste mit den winzigen Fenstern schlimme Erwartungen für die Nacht bringt …. in diesen Zellen – nachts ohne Klimaanlage….. es wird diskutiert und beraten….alles in afrikanischem Tempo …..Ein Mitarbeiter des Hotels wird mit dem Moped losgeschickt um einen Monteur zu holen, der das Agregat reparieren kann….Das nächste Hotel, in dem man evtl. fragen kann, in dem wir aber auch schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, liegt knapp 2 Stunden entfernt und im Moment ist niemand zu erreichen… also warten wir – und es gibt sogar noch kalte Getränke aus der Kühltruhe und nach über einer Stunde gab es plötzlich wieder Strom und die Zimmer wurden bezogen. Wie wohl fühlten wir uns alle nach einer kalten Dusche ! Jetzt noch ein kühles Bierchen auf dem Dach des Hotels und dann ging es in die Betten, den heute sind wir wirklich sehr erschöpft.
1 Kommentar
Deborah · 22. März 2024 um 14:50
Danke Barbara für die tollen Bilder und den ausführlichen Bericht! Bin voll dabei und nur vom lesen erschöpft…