Patricia hat heute einen sehr wichtigen Tag. Sie studiert in Hohenheim Agrarwissenschaften und hat heute zusammen mit 24 anderen Studenten eine Prüfung, die komplett online durchgeführt wird. Die Studenten haben sich ein Land ausgesucht, das sie bei einer UN Klimakonferenz vertreten. Patricia vertritt China und hat sich in den letzten Tagen schon fleisig darauf vorbereitet. Das gesamte Thema war auch für uns sehr interresant und wir sind alle gespannt wie es läuft. Der Rest der Gruppe verbringt den Tag damit alle Sectionen im Ausbildungszentrum zu besuchen.
Das ABCN Ausbildungszentrum wurde bereits in den 80iger Jahren von einer Schweizer Organisation gegründet. Schon beim ersten Besuch in Togo lernte Done das Zentrum und Leon kennen. Aus verschiedenen Gründen hat sich die Schweizer Organisation Anfang der 90iger Jahre zurück gezogen. Zu dieser Zeit hatten wir gerade unsere erste Zeit in Togo und waren überzeugt, daß eine gute Berufsausbildung in einem Entwicklungsland oberste Priorität hat. Von 1995 – 97 erarbeiteten wir ein Konzept das 1. finanzierbar und 2. einem zukunftsorientierten Unternehmertum gerecht wird. Seit dieser Zeit wird ständig an der Verbesserung dieses Konzeptes gearbeitet. Dabei setzen wir stets auf TogoerInnen, die in vielen Dingen unseren Gedankengängen überlegen sind, da sie ihr Land besser kennen als die EuropäerInnen. Die Realisierung von vielen Ideen zeigt uns daß wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist nicht notwendig, daß Europäer als Besserwisser und stets bevormundend auftreten. Auf Grund der neuen Medien sind die Menschen auch in Afrika sehr gut informiert und haben sich zum Teil ein sehr gutes Wissen angeignet. Aus finanziellen Gründen scheitert es dann an der Umsetzung.
Wir haben im ABCN das duale Ausbildungssystem eingeführt. In drei Jahren erlernen die Aprentis (wie man die Azubis in Togo nennt) einen handwerklichen Beruf. Zusätzlich besuchen sie das CRETFP, eine staatliche Schule, in der unmittelbaren Nachbarschaft zum ABCN, wo sie dann mit der Prüfung zum Techniker abschließen. Die Aprentis erzählen uns immer wieder wie stolz sie sind, mit 2 Abschlüssen in der Tasche das ABCN zu verlassen. Bei den Prüfungen im CRETFP machen die besten Abschlüsse meistens die Absolventen aus dem ABCN.
Im ABCN erfolgt die praktische Ausbildung, sowie fachlicher Theorieunterricht. Zusätzlich werden Kurse in den Bereichen Betriebsmanagement, Finanzierungsplanung, Gesundheitsvorsorge, Aids, Familienplanung, Hygiene und Umwelt inkl. Aufforstungsprogramm organisiert. Dafür engagiert das Führungsteam vom ABCN entsprechende Fachkräfte.
In Leon haben wir einen kompetenten und sehr engagierten Leiter für das ABCN. Schon als Jugendlicher kam er bei der Gründung des ABCN von Agbetiko nach Kpalime. Er erzählte uns, dass er damals als sehr armer Junge gekommen ist. Es habe Tage gegeben an denen er nichts zu Essen hatte. Ein deutscher Pater, der damals in Togo war hat ihm den Schulbesuch ermöglicht und ihn zur Ausbildung ins ABCN vermittelt. Mit viel Fleiß und Ehrgeiz hat er sich sein umfangreiches Wissen erarbeitet. Er ist sehr dankbar, daß er diese Chance hatte und möchte möglichst vielen jungen Menschen ebenso eine Chance für eine qualifizierte Ausbildung geben. Einmal sagte Leon zu uns:“es ist nicht nötig, daß alle studieren, wichtig ist das man einen Beruf erlernt, mit dem man sich und seine Familie ernähren kann. Sehr gut ist es dann wenn man sich so weiterentwickelt, daß man evtl. anderen noch einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bieten kann“.
Zur Zeit werden im Ausbildungszentrum 103 Jugendliche in handwerklichen Berufen ausgebildet: 15 Schweißer, Metallverarbeitung, Installateur; 11 Automechaniker; 13 Schreiner; 16 Elektriker; 7 Maurer, 9 Schneiderin/ Hauswirtschaft, 32 Restaurantserviece /Koch/Köchin.
Nach dem Motto „learning by doing“ können die Aprentis ihre praktischen Fähigkeiten beim Bau der vielen Bauwerke, die von „Hilfe für Togo“ finanziert werden, vertiefen. Beim Bau einer Schule kommen fast alle Ausbildungsbereiche zum Einsatz, da neben dem Bauwerk auch die Dachkonstruktion, Türen, WC und die gesamte Inneneinrichtung im ABCN hergestellt wird. Die Elektroinstallation, Photovoltaikanlage und Brunnenpumpen werden meistens im Container mitgeliefert und von den Elektrikern installiert.
Die Kosten der Ausbildung inkl. täglich eine warme Mahlzeit wird von „Hilfe für Togo“ getragen. Außerdem haben wir eine Sozialfond eingerichtet, der den Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus ermöglicht.
Victorine und Arafat haben wir über 100 Taschenrechner übergeben. Sie wurden von den Lions in Aalen gespendet und werden für den Unterricht im Bereich Finanzbuchhaltung verwendet. Arafat bedankte sich im Namen der Azubis und sagte, daß sie die Taschenrechner sehr gut gebrauchen können und sich die Schüler sicher sehr freuen.
Ein großer Teil der Maschinen, Geräte und Werkzeug wird mit unseren Containerlieferungen aus Deutschland nach Togo transportiert. Wir sind sehr dankbar über Spenden von Privatleuten und Firmen, die so unsere Projekte unterstützen und eine qualifizierte Ausbildung ermöglichen.
Nach Abschluß der Ausbildung unterstützen wir die Absolventen mit Maschinen, Werkzeug oder evtl. auch mit einem Mikrokredit bei der Existenzgründung.
Wichtig ist auch die Ausstattung der Aprentis mit Arbeits- und Schutzkleidung., wie z.B. Sicherheitsschuhen und Schutzbrillen.
In der Schreinerei werden vor allem Möbel und Schultische hergestellt. Im Moment werden für die technische Uni in Kara Tische, Stühle und Labortische hergestellt. Dabei handelt es sich um einen sehr großen Auftrag mit über 100 Tischen.
Auch das Schulbankprojekt trägt dazu bei, das die Schreiner genügend zu tun haben. Für 42,- Euro kann man eine Schulbank erwerben, die von den Schreinern hergestellt wird und in einer der vielen Schulen 2 – 4 Kindern Platz bietet. Die Spender können sich einen Schriftzug wünschen und erhalten ein Foto von ihrer persönlichen Schulbank.
Im Restaurant Macumba werden 32 Aprentis im Bereich Koch/Köchin und Serviecekraft ausgebildet. Im vergangenen Jahr fand ein nationaler Wettbewerb in diesem Bereich statt. Die Aprentis aus dem Macumba waren belegten dabei die drei besten Plätze.
Zur Ausbildung im Restaurantbereich gehört auch das Schlachten und küchenfertige vorbereiten der Tiere.
Das Restaurant Macumba ist bekannt für eine hervorragende Küche. Auf der Speisekarte stehen afrikanische und internationale Gerichte.
Bei allen Togoreisen waren wir immer begeistert von dem leckeren Essen und dem hervorragenden Serviece im Macumba.
Der neueste Ausbildungsbereich wurde im vergangenen Jahr geschaffen. Seit November 2020 ist die Schneiderei in Betrieb. Die Mädchen absolvieren gleichzeitig eine hauswirtschaftliche Ausbildung, da sie meistens aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen. Victorine, die Ausbilderin sagte uns, daß es wichtig ist den Mädchen beizubringen wie ein Haushalt geführt wird. Mindestens einmal in der Woche kochen sie zusammen und außerdem lernen die Mädchen auch wichtiges über gesunde Ernährung, Finanzen im Haushalt, Wäschepflege usw.. Wöchentlich haben sie auch eine Stunde Unterricht über Aidsvorsorge, Empfängnissverhütung, Gesundheitsvorsorge und Ethik.
Seit einigen Jahren unterstützen wir zwei Mädchen – Fußballmannschaften mit Trikots, Fußbällen. Bei unserem Besuch im März 2020 haben wir nach einem Fußballmatch 2 Pokale mit kleinen Finanzspritzen gespendet. Der Trainer und eine Spielerin sind gekommen um uns zu begrüßen und uns weiterhin Gesundheit und eine gute Reise zu wünschen – das hat uns sehr gefreut. Im Reisegepäck hatten wir einen Fußball und eine Pumpe, die wir jetzt überreichen konnten.
Absoluter Höhepunkt des Tages war ein Fest, bei dem alle Azubis und Mitarbeiter eingeladen waren und es ein leckeres Abendessen gab. Leon bedankte sich unter großem Beifall der Azubis bei Hilfe für Togo für das große Engagement….
… und natürlich bedankte sich Done auch bei allen Mitarbeitern und Azubis.
Nach dem wunderbaren Essen und viel Tamtam lassen wir den Abend auf der Hotelterrasse ausklingen, bevor es noch heißt Koffer packen, denn morgen fahren wir über Notze nach Lome.
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